Samstag, 25. Oktober 2008

WG Leben im Delhi Trainee House


Meine Neue Adresse lautet 7/17 Kalkaji Extention, New Delhi. Das Traineehouse ist cool. Eine schöne Wohnung, vielleicht 120qm groß. Ich wohne zusammen mit:


Tony (Netherlands)



Johan (Netherlands)



Paolo (Brazil)



Hien (Vietnam)



Soufiane (Marocco)



Oussama (Marocco)



Wojtek (Poland)

Alle sind AIESEC Praktikanten und arbeiten entweder in NGO's (Non Goverment Organisations) oder in Unternehmen in unterschiedlichen Bereichen. Z.B Bei TATA Consultancy Services. Wir teilen uns jeweils zu dritt ein Zimmer, das jeweils ein Badezimmer hat. In Hien und meinem Zimmer ist im Moment ein Bett frei. Ich bin selbst überrascht, wie wenig mich das Verlangen nach Privatsphäre bisher geplagt hat. Schon Im Iran, wo ich mein Zimmer 6 Wochen mit jemandem geteilt habe war das kein Problem. Aber vielleicht kommt das ja noch.


Unser großzügiges Wohnzimmer



Mein Bett

Die Kaltmiete beträgt 4000,- Rupees. Zusätzlich zahlt jeder 800 Rupees in die Hauskasse für: Die Cleening Lady, Wasser, Tinkwasser, Strom, Internet, Klopapier, und Küchenkram wie öl, Zucker, Salz, etc.
68 Rps entsprechen 1 EUR. Meine Warm-Miete ist also etwa 70,- Euro. Die Cleening Lady kommt jeden Morgen (ausser Sonntags) und macht erst den Abwasch und putzt danach die Zimmer. Klingt luxuriös, ist es auch. Allerdings muss das empfinden von Sauberkeit muss stark runtergeschraubt werden. Wenn die Cleening Lady den Abwasch macht schau ich lieber nicht zu. Wenn man ihr nicht jeden Morgen sagt, dass sie jedes Badezimmer sauber machen muss, macht sie es nicht. Es ist auch nicht wirklich sauber hier, wenn sie da war. Der Schmutz ist nur gleichmäßiger verteilt. Darauf aufzupassen ist seit dem letzten „House Meeting“ mein Job. Es gibt hier verschiedene Jobs, die wichtig sind für das Überleben von 8 Ausländern in einer Mietwohnung in New Delhi, India. In Deutschland funktionieren Dinge einfach so, hier nicht. Die Jobs sind:

  • Pumpe an- oder ausstellen. Jedes Haus hat Wassertanks auf dem Dach, weil sich das Wasser der Stadtwerke nur zu bestimmten Zeiten den Weg durch die Rohre sucht. Damit 8 Leute morgens und abends Duschen können, muss der Tank immer voll sein. Also muss jemand morgens um 5:30 die Pumpe anstellen und jemand anderes um 6:30 wieder aus. Das gleiche Spiel um 5 Uhr nachmittags. Ist der Tank voll, gibt ein Alarm bescheid. Gibt er zu lange bescheid wird die Wohnung der Mieterin über uns mehr oder weniger (je nachdem wie lange wir den Alarm nicht hören) überschwemmt. Bevor ich ankam ist das wohl recht häufig vorgekommen, woraufhin sie aus Wut unsere Mülltonnen gestohlen hat…
  • Alle Zahlungen (Miete, Wasser, Internet etc…) regeln und überwachen. Die Miete geht an den Finanzer von AIESEC, den Rest regeln wir selber. Z.b die 20 Ruppes für den Müll-Boy, der jeden Tag unseren Müll abholt.
  • Trinkwasser bestellen und bezahlen. Diese Dinge wie Internet, Wasser etc. sind nicht ganz einfach zu regeln, weil man selten eine Rechnung und auch nichts genaues gesagt bekommt…schon gar nicht am Telefon. Manchmal bekommt man nichts und weiss nicht warum.
  • Gas zum kochen besorgen. Indien ist ein Gas Kocher Land. Deutschland nicht, kaum jemand hat in Deutschland einen Gaskocher in der Küche. Hier hat es jeder Haushalt. Das Problem ist nur, das es nicht genügend Gas für alle gibt. Also hat jeder Haushalt seine registrierte Gasnummer. Es kann also passieren, dass man mit seinem Gasbehälter kein Gas bekommt. Ich glaub das hat auch was mit Korruption zu tun. Auf jedenfall haben wir beim letzten Mal unser Gas auf dem Schwarzmarkt auffüllen lassen, damit wir etwas kochen können. A propos Gaskocher. Es ist schon witzig, was einen manchmal einholt. Ich kann mich noch genau erinnern wie uns Frau Schreiter im Hauswirtschaftsunterrricht in der 6. Klasse gelehrt hat: „In der Spitze der Flamme liegt die heisseste Stelle. Wenn man den Gashahn zu stark aufdreht, geht Hitze verloren und man verschwendet unnötig Energie!“ Es gab sogar eine zwei Abbildungen für unsere sorgfältig geführte Mappe. Richtig und falsch. Richtig war, wenn die Spitzen der einzelnen Flammen gerade den Topfboden berühren. Falsch, wenn sie wild an der Seite des Topfes empor steigen. Jetzt, gute 12 Jahre später nun der Feldversuch an einem indischen Gasherd: Also entweder herrschen hier andere physikalische Gesetze, oder ich hab da was fundamental falsch verstanden. Ich habs mehrmals ausprobiert: mein indisches Wasser kocht umso schneller, je mehr ich den versifften Hahn aufdreh!!!
  • Küchenutensilien und Klopapier kaufen
  • Und eben die Cleaning Lady überwachen.

Ansonsten ist das WG-Leben recht spaßig.


Paolo versucht sich in musikalischer Erleuchtung



Hien macht ab und an Massagen (normalerweise ohne Gummihandschuhe...)

Sonntags unternehmen wir meisstens was zusammen. Delhi ist ne riesen Stadt, in der man viel erleben kann. Auch das AIESEC-Netzwerk beschert uns diverse Möglichkeiten, z.B Fussball spielen in der sudanesischen Botschaft:




..oder indische Upper Middle Class Partys:







Mittwoch, 22. Oktober 2008

Schon im Flugzeug fängt Indien an

Als ich in Bahrain durch die Schleuse zum Flugzeug ging und einsteigen wollte, betrat neben mir ein kleiner unscheinbarer indischer Passagier den Airbus A320. In seiner Hand hielt er einen Kanister, der bei mir sofort die Assoziation „Benzin“ auslöste. So ein Handelsüblicher Benzinkanister eben, mit der Aufschrift „Water“. Leicht irritiert ging ich zu meinem Platz. Wie war das noch gleich mit den Sicherheitsbestimmungen? Keine Flüssigkeiten im Handgepäck oder so ähnlich…? Später kam ich mit meinem Sitznachbar ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er gerade seinen Mecca-Besuch in Saudi Arabien absolviert hat. Das Wasser in dem Kanister sei heiliges Wasser aus Mecca. Hm, ok.. Ausserdem erzählte er, dass er Parfum herstellt, in drei Fabriken in Indien und Saudi Arabien. Als er mit 4 Probeflaschen im Handgepäck einchecken wollte, hat das Flughafenpersonal zuerst auf die Sichereitsrichtlinien hingewiesen, nach einigem Hin und Her allerdings 2 der 4 Flaschen genehmigt. Ohne zu checken, was in den Flaschen ist… Wir beide waren uns einig. „You can never get away with this in Europe.“

Aber wir sind ja auch nicht in Europe, sondern auf dem Weg nach Indien. Im Flugzeug saßen fast nur Inder, oder zumindest Leute die für mich indisch aussahen. Als ich den Flieger einstieg, habe ich bereits Indien betreten. Und in Indien ist alles anders. Ich bin noch leicht verschlafen als das Flugzeug zur Landung ansetzt. Noch bevor das Flugzeug den Boden berührt hatte, stand der erste Passagier auf und holte sein Gepäck aus der Ablage. Alle Signale waren noch auf „Fasten your seat belts.“ Erst nach einigem Gekreische einer Stewardess setzte sich der Passagier wieder hin. Nach der Landung, noch beim einparken, gings dann los. Ich hab gelernt das Wahrnehmung stark von der eigenen Kultur geprägt ist. Nach meiner Wahrnehmung waren das schon Panik artige Zustände. Alle Passagiere (ausser mir) sprangen von ihren Sitzen und versuchten zeitgleich so schnell wie irgend möglich ihr Handgepäck aus der Ablage zu zerren. (während das Flugzeug noch zum Terminal fuhr) Da half auch kein Gekreische der Stewardess mehr. Die Inder waren einfach lauter. Erst als der einzige männliche Flugbegleiter sich mit kräftiger Stimme dem Mob zuwendete, kehrte einigermaßen Ruhe ein. Einige setzten sich wieder hin. Der Steward verkündete mit böser Miene, dass keiner das Flugzeug verlassen wird, wenn sich nicht augenblicklich alle wieder hinsetzen!! Als sich die Türen dann öffneten, setzten einige zum Sprint zum Terminal an. Ich verließ entspannt als letzter den Gulf Air Flieger und betrat indischen Boden.

Wer aus dem Terminal dem Ghandi Airport die Stadt Delhi betritt wird begrüßt wie ein Hollywood Star auf dem Weg über den Roten Teppich zur Oscar Verleihung. Es fehlt nur der Teppich. Links und rechts neben der Absperrung stehen hunderte Taxi Fahrer, Gepäck-Träger und sonstige Geschäftemacher. Selbst um 6 Uhr Morgens. Von meiner AIESEC-Kontaktperson Prithvish wurde mir gesagt, jemand wird mich abholen. So wie ich selbst etliche Male AIESECer aus aller Welt mit unserer Fahne am Flughafen Hamburg abgeholt habe. AIESEC Indien ist dafür bekannt, dass dies nicht immer klappt, aber ich habe Glück und nach einiger Zeit sah ich das Pappschild mit der Aufschrift „AIESEC“.

Karan, 17 Jahre, begrüßte mich freundlich und sein personal driver fuhr uns direkt zu sich nach Hause. Bevor ich in die Wohnung eintrat, segnete mich seine Mutter mit dem typischen Punkt aus rotem Pulver auf der Stirn. Die erste Nacht verbrachte ich bei Ihm, bekam indisches Essen (sehr scharf..) und wir besorgten mir eine SIM Karte für mein Handy. Von dort aus wurde ich direkt in das Trainee House gebracht. Hier bin ich nun seit 2 Wochen in meinem ZuHause für die nächsten 6 Monate. Karan habe ich seitdem nicht wieder getroffen.


Karan


Serh würziges Frühstück, nach Punjabi - Art


Sonntag, 12. Oktober 2008

Incredible INDIA

Mein Weg nach Indien führte über das Königreich Bahrain, dessen Fluglinie Gulf Air mich mit einem Schinken Sandwich und Rotwein überraschte. Welch eine Wohltat nach 6 Wochen in einem Land mit "US Trade Embargo". Wer von den USA als Schurkenstaat bezeichnet wird, kommt nicht in den genuss von MC Donalds. Im Iran sucht man vergebens nach: Internationalen Fast Food Ketten, vernünftigem Kaffee, Geldautomaten für Ausländer (Iranische banken sind isoliert von der westlichen Welt, man kann keine Ausländischen Krditkarten benutzen, wer Geld tauschen will muss es Bar ins Land bringen...), Schweinefleisch, Alkohol.

Die hübschen Stewardessen von Gulf Air servierten also schonmal einen Vorgeschmack auf den Freedom of choice, den ich in Bahrain eigentlich gar nicht erwartet hätte. Eigentlich hab ich gar nichts erwartet, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, wo dieses Königreich überhaupt liegt und was das für ein Ort sein soll. Bahrain ist eine kleine Insel vor Saudi Arabien, direkt neben Qatar, westlich von Dubai. Als ich den Transitbereich betreten habe, offenbarten sich mir dann die wohlbekannten Gesichter der Konsumgesellschaft: McDonalds, Hugo Boss, Toblerone, Jack Daniels, usw. Und Kaffee:


Während ich also einen Capuccino mit reichlich Sahne und Caramel Topping genoss schaute ich mir das bunte treiben auf diesem Flughafen an. Hier war wirklich alles vertreten: Komplett verschleierte Frauen in Schwarz (inklusive undurchsichtigem schwarzem Gesichtsschutz!!), Scheichs in weissen Gewändern, blonde Mädels in Hotpants, Backpacker, ein merkwürdiger Typ (wahrscheinlich Amerikaner) mit kurzen Hosen, ein Bein komplett in schwarz tätowiert, auf der rasierten seite seines Kopfes ein Schachbrett-Muster tätowiert!!!

Wow, die 5 Stunden gingen rel. schnell rum, hier ein paar Eindrücke:










Trip nach Isfahan

In diesem Moment sitzte ich auf einem Balkon im 3 Stock in Kalkaji Extention, New Delhi, incredible India. Aber bevor ich von meiner ersten Woche in Indien berichte kommen hier noch die letzten Bilder aus IRAN.

Mit Ewa aus Polen habe ich noch einen Wochenendtrip gemacht. Nach ISFAHAN. Diesmal mit dem Bus und mit meinem Reisepass:



Die persische Gastfreundschaft hört auch im Bus nicht auf,
jeder Reisende bekommt ein Lunchpaket gereicht...





Ewa...



...und ich morgens um 8 auf dem Imam Square in Isfahan




Ein Geist..




Bazaar...





Ein ungebetener Reiseführer






In einer Pferde Kutsche


Mein Lieblingsbild aus Isfahan, ein Teehaus






Teechen?


Flying Carpet.. da war doch was.. ja schließlich sind wir im Orient.. Da der Teppich aber nur schlaff über einem Holzbrett hing, haben wir den Bus zurück nach Tehran genommen!

Hier noch ein Foto von den AIESECern in Tehran.. ich werde diese 6 Wochen nie vergessen!!

Merci, Khodafez