So, jetzt gibts Fotos :) In knapp 2 Wochen in der Hauptstadt der islamischen Republik Iran hab ich kaum Zeit zum verschnaufen gehabt. Jeder Tag ist eine Sensation. Ich habe mich sehr gut eingelebt und komme super mit den Iranern zurecht. Diese Gastfreundschaft ist wirklich bemerkenswert. Aber mehr dazu später.
15. August, Ankunft-Abflug Tag
Alireza (President von AIESEC Iran) holt mich um 3:30am vom Flughafen ab :)
Mein Arbeitsplatz für die nächsten 6 Wochen: AIESEC-Büro in der Faculty of Entrepeneurship der Universität Teheran
Neda, verantwortlich für das internationale Praktikantenprogramm von AIESEC
Saman, Team Leader Incoming eXchange
Rainbow Cheung aus Hong Kong, die hier gerade von einem Radiosender interviewt wird (u.A mit der Frage: "What do you expect from a husband?")
On the "Roof of Teheran" mit Sara aus köln, Praktikantin in einer NGO in Teheran
Ein iranisches Dessous-Geschäft ("Du kommst hier ned rein!")
Ajatollah Ruhollah Musavi Chomeini, Gründer der islamischen Republik Iran (mehr dazu unten)
Unser Anwalt und Al Pacino-Double, Hojat
Lecker Essen: Kebap und unzählige Arten von köstlichem Gebäck ("Shirini")
Ausflug in die Berge im Norden des Iran
Wunderschöne Wohnanlagen...
Alles anders?!
Im Iran gibt es keine Trennung von Staat und Religion. Dieser Umstand ist ein Grund dafür warum Dinge hier etwas anders laufen als in der Heimat - aber längst nicht der Einzige. Das persische Volk hat einiges an Überaschungen parat...
Taroof - es ist nicht ganz einfach zu erklären was das ist. Man könnte sagen es ist ein Überbegriff für ein bestimmtes Verhalten. Es ist echt bemerkenswert wie unglaublich freundlich und höflich die Iraner sind. Besonders zu Ausländern. Zu Taroof passen folgende Begriffe: zuvorkommend, höflich, gastfreundlich, Respekt. Ein Bsp für Taroof: Bei einem gemeinschaftlichen Essen füllt sich niemand zuerst den eigenen Teller auf. Man bietet es erst jemand anderem an. Dieser wiederum lehnt es ebenfalls ab der erste zu sein, nimmt dann allerdings nach einigen Worten doch an. Es klingt vielleicht etwas anstregend, geht aber eigentlich ziemlich schnell und führt hauptsächlich dazu, dass sich alle wohl und gut aufgenommen fühlen. - Taroof-
Freitag ist Sonntag - Das Wochenende ist von Donnerstag bis Freitag, die Wochentage heissen aber gleich wie bei uns. Etwas verwirrend...
Money - 1 Euro ist etwa 14.000 Rial. Rial ist die offizielle Währung, allerdings beträgt die Inflaionsrate offiziell 18% (inoffiziell ca 25%). Das heisst Preise sind relativ. Weil die Iraner keine Lust auf so viele Nullen haben, wird im Sprachgebrauch eine Null weggelassen. Die Währung heisst dann "Toman". 1000 Toman sind also 10.000 Rial. (Ein 10.000 Rial - Geldschein ist der meistbenutzte Geldschein im Zahlungsverkehr). Die Preise auf Produkten sind manchmal in Rial, manchmal in Toman ausgezeichnet. Das ist auch etwas verwirrend.. ("Wow, was für ein Schnäppchen...ach nee, doch nicht")
Dress Code - Gesetze im Iran basieren auf "islamischen Regeln". Das gilt besonders für Kleidungsvorschriften in der Öffentlichkeit. Hier die wichtigsten:
- Frauen müssen in der Öffentlichkeit mindestens ein Kopftuch tragen, besser noch so eine Art "Haube" aus Tuch. Zusätzlich müssen die Arme und Beine komplett bedeckt sein. Völlige Verschleiherung (z.B mit einer Burka) ist nicht üblich. Die meisten Frauen tragen entweder ein sog. "Manto", das ist eine Art langer Mantel, erhältlich in verschiedenen Farben. Die etwas traditionelleren Damen tragen "Chador", ein weites, zeltähnliches schwarzes Gewand, was die Frauen mit Ausnahme des Gesichts von Kopf bis Fuss komplett verhüllt.
- Männer können tragen was sie wollen, mit Ausnahme von kurzen Hosen.
- Es gibt hier 2 verschiedene Arten von Polizei: Eine für den Strassenverkehr und eine für die Bürger. Die "People-Police" ist haupsächlich damit beschäftigt, zu checken ob Frauen angemessen gekleidet sind. Wer nicht dem Dress-Code entspricht wird verhaftet und muss von einer männlichen Bezugsperson (Vater, Bruder, Ehemann) wieder abgeholt werden. Ich habe bisher Niemanden getroffen, der mit dieser Regelung einverstanden ist. In Privaträumen werden die Kopfbedeckungen abgenommen.
- Diese rel. strengen Regeln gelten erst seit der "Islamischen Revolution" von 1978, angeführt von Ajatollah Chomeini. Von älteren leuten wurde mir erzählt, dass der Iran vorher ein offenes und tolerantes, eher westlich geprägtes Land war (ähnlich wie Afghanistan). Chomeinis Portrait ziert noch heute alle Geldscheine, alle öffentlichen Einrichtungen und diverse Hauswände der Stadt.
Internet - Das www unterliegt staatlicher Kontrolle. Web-Seiten mit ungewünschtem politischem Inhalt oder zu freizügigen fotos werden geblockt. Wenn man so eine Seite aufruft, erscheint eine Anzeige: "Diese Seite ist nicht zugänglich. Sie verstößt gegen die Regeln des Kommunikations-Ministeriums" (Sinngemäße Übersetzung aus dem persischen)
Wenn ich mich z.B. aus meinem GMX-Account auslogge, erscheint diese Anzeige, mySpace ist auch geblockt. Allerdings kursiert ein Programm, das die Sperre umgeht. So konnte ich den Song auf mySpace hochladen. Auf der Startseite des Programms steht: "Privacy, Security and Freedom"
Tehran-Traffic - Diese Stadt hat ca 13 Mio Einwohner und gefühlt mindestens genausoviele Autos. Der Verkehr ist echt extrem. Dies hat verschiedene Folgen:
- SMOG, die Luft ist echt beschissen. 2 Schachteln Zigaretten sind wahrscheinlich gesünder als sich täglich im Stadtgebiet aufzuhalten. Auf dem ersten Foto vom Berg aus kann man das sogar ein bischen erkennen. Über der Stadt hängt eine riesige SMOG Wolke. Das oft beschriebene Nasenbluten, was Ausländer hier oft haben, ist bei mir allerdings bisher ausgeblieben...
- Eine Strasse zu überqueren ist eine echte Herausforderung. Auf den ersten Blick scheint es unmöglich. Die Strassen sind voll und alle fahren so schnell wie es mit ihrem Auto möglich ist. Es gibt aber zwei wichtige regeln für Fussgänger: 1. Den Autofahrern in die Augen schauen 2. Keine Angst Zeigen. Es kostet etwas Überwindung aber mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wann man den Leuten direkt vors Auto rennen muss. Blöd ist allerdings wenn bei Dunkelheit der Strom ausfällt. Man muss sich eigentlich auf die Autos konzentrieren, ist aber gleichzeitig damit beschäftigt nicht über andere Hindernisse zu stolpern.
- In der Rush Hour geht nichts mehr, alles dicht, überall. Lustig ist auch folgendes: Um dem SMOG zu entgehen fahren viele Einwohner am Wochende in die umliegenden Berge richtung Norden. Damit aber die sowieso schon schwierige Situation des Verkehrs nicht total zusammenbricht, weil alle gleichzeitig am Freitag Abend (Remember: Freitag ist Sonntag) zurück aus den Bergen kommen, hat sich die Stadtverwaltung entschlossen die Hauptstrasse aus den Bergen in die Stadt ab 1 Uhr Mittags zu sperren. Das führt dazu das Alle, die etwas zu spät dran sind wie bekloppt die schmalen Serpentinen die Berge runterheizen. Also sportliches Fahren ist gar kein Ausdruck für die Überholmanöver, die ich da aus dem Bus aus beobachtet habe. Ein Wunder das da niemand über die Leitplanke 200m in die Tiefe gestürzt ist.
"In Teheran bringt dir immer Jemand einen Tee heran..." Das ist echt war. Hier in der Uni gibt es eine Frau, die nur dafür zuständig ist den ganzen Tag alle Büros mit frischem Tee zu beliefern.
Bis später!